Jean-François Vaillancourts Debütroman spielt im Militärstützpunkt Gagetown in New Brunswick. Die Handlung umspannt einen Zeitraum von vierzehn Wochen: So lange dauert der Sommerkurs, in welchem Jugendliche aus verschiedenen Regionen Kanadas zu Pionieren ausgebildet werden. Die Teambildung steht dabei im Vordergrund. Eine klare Hauptfigur gibt es nicht. Am Ende des Buches kennt man alle ein bisschen – den schweigsamen und starken McKinnon, den verbissenen und ehrgeizigen Brochu, den überforderten Portelance. Gleichzeitig lernen sie sich untereinander kennen. Es gibt Schäkereien und Kritik, aber sie nehmen einander auch in Schutz, freunden sich an. Aber wer hält bis zum Ende durch?
Es herrscht eine tragikomische Grundstimmung. Durch die zahlreichen Dialoge und Schlagabtausche zwischen Rekrut·innen und Vorgesetzten muten die Szenen bisweilen sketchhaft an. Viel Humor ist sprachlich bedingt. Es wird geflucht, der Militärjargon sitzt bisweilen noch nicht ganz und einmal haben die „Anglos“ den Text der französischsprachigen Nationalhymne vergessen. Dies tut den Schilderungen der Härte des Trainings jedoch keinen Abbruch. Auf dem Grundgerüst der routinierten Abläufe werden die Trainingseinheiten beschrieben, die die Rekrutinnen und Rekruten an ihre Grenzen bringen. Schwer bepackt müssen sie weite Strecken laufen, Befestigungen unter Zeitdruck bauen und vor allem blinden Gehorsam beweisen. So stellt der Roman eindringlich die Frage, was es eigentlich bedeutet, Soldat·in zu werden, und wie groß die Kluft zwischen dem Mikrokosmos des Camps und der allgemeinen Gesellschaft ist. Gleichzeitig werden viele Mythen über die Realität im Militär als starrem und mechanischem Ort zerlegt.
Jean-François Vaillancourt, selbst früherer Militär, schreibt zur Zeit seinen Doktor in Literatur an der Université de Montréal. Mit Esprits de corps hat er einen humorvollen und scharfsinnigen Text zu einem selten so nuanciert in den Blick genommenen Thema vorgelegt.
Roman
Le Quartanier, 2020
312 Seiten
27,95 $ / 21 €
« Le but, c’est de prendre un civil et de le convaincre que, soldat, il devient quelque chose d’autre, quelque chose de plus et de mieux que tout ce à quoi peut aspirer un civil, même s’il ne fait qu’un ‚métier mou‘, disons cook ou commis: cuisinier ou secrétaire, comme n’importe quel cuisinier ou secrétaire civil. Maintenant, tu as le privilège de faire partie de nous. Maintenant, une partie de toi pourra disparaître dans la tombe du Soldat inconnu. Comment? Grâce à l’uniforme, grâce au fusil. Pendant un été, il n’existera plus rien que l’honneur de t’effacer dans l’arme et le costume qui vient avec. » – Jean-François Vaillancour: Esprit de corps, Le Quartanier, 2020, S. 168-169