Der Alltag, Vergangenes und Emotionales werden abwechselnd aus der Sicht von Mie, Osip und Noé dargestellt. Die stille Noé ist von Mysterien umgeben, etwa zu ihrer Herkunft und Vergangenheit und auch zu ihrer Zukunft. Osip erinnert sich an die Zeit im Hafenort Seiche, als er als Junge zum ersten Mal seinen Körper begann wahrzunehmen und ist von Noé fasziniert. Mie kann mit ihren jüngeren Brüdern nicht mithalten, wenn sie durch die Gegend jagen. Ihr Körper ist zu schwach dafür. Um dennoch die Umgebung zu erkunden, schlüpft sie mit ihrem Geist in die an diesem rauen Fleck der Erde ansässigen Tiere und erlebt dort einiges, etwa wenn diese sich paaren. Wie die Tiere „Liebe machen“ weiß sie, aber wie das bei Menschen geht, nicht. Sie bittet ihren Onkel, es ihr zu zeigen.
Audrée Wilhelmy, die mit Le corps des bêtes ihr drittes Buch vorlegt, geht erneut dem Rätselhaften, Sagenhaften und Verboten nach. Sie entwirft eine atmosphärisch dichte Umgebung, die durch ihre Nähe zum Animalischen und dem Reich der Natur auffällt und die geheimnisvolle und naive, wissbegierige und neugierige Figuren bewohnen.
Roman
Leméac, 2017
160 Seiten
20,95 $
Im März 2018 erschien Le corps des bêtes auch bei Grasset in Frankreich und 2019 in englischer Fassung bei House of Anansi.
Ein Zitat:
« Mie le fait encore. Elle chiffonne son esprit, elle imagine qu’elle tire une ficelle et qu’alors il sort par son oreille, il chatoie devant elle, malléable comme une retaille de tissu, elle le roule serré et le glisse dans un autre cerveau, celui du poisson qui va périr, celui d’une fourmi ou de l’un des très grands cerfs qui brament à l’orée de la forêt.
Elle est étendue. Ses formes de douze ans paraissent sous le drap : même couverte, elle se sent exposée. Elle ne sait pas comment apprivoiser sa nudité, c’est une sorte d’animal à l’intérieur duquel elle ne peut pas entrer, alors elle saisit un morcrau de sa conscience et l’enfonce dans la tête du grand héron qui s’est arrêté sur le chambranle, elle frappe sa langue contre son palais et il s’élance, plumes grises, pattes longues, au-dessus du littoral. » – Audrée Wilhelmy: Le corps des bêtes, Leméac, 2017, S. 11