La bête et sa cage von David Goudreault

18. März 2020 | quélesen

Nach dem erfolgreichen Start mit La bête à sa mère setzt David Goudreault seine Trilogie um den namenlosen polarisierenden Ich-Erzähler fort, der sich getrieben von der Suche nach seiner Mutter allein durchs Leben schlägt. In La bête et sa cage sitzt er nach seiner Tat ein, und zwar im Psychiatrieflügel des Gefängnisses. 16 Jahre hat er bekommen und von Experten die Diagnose Dysphasie, Anpassungs- und Persönlichkeitsstörung sowie gestörtes Sozialverhalten. In seiner Welt spielt er den Geisteskranken nur, der, wie er eingangs gesteht, einen weiteren Mord begangen hat.

Im Knast ist er umgeben von Psychopathen, Vergewaltigern, Pädophilen und Drogendealern verschiedener Gangs. Sie sind gewalttätig und gieren nach der Vormachtstellung und nach sexueller Befriedigung. Die Rivalität untereinander ist groß. Für den Knastalltag des eher schmächtigen Delinquenten bedeutet das viele verbale und körperliche Auseinandersetzungen mit Bizoune, Molosse und Papillon. Er ist ihnen unterlegen, verdankt ihnen den Verlust von ein paar Zähnen und anderes.

Unter den ganzen Männern gibt es die Strafvollzugsbeamtin Édith, die er regelmäßig zu Gesprächen trifft. Und so kommt eine weitere Komponente in die Geschichte: die Liebe. Er ist total verknallt, ist in seiner Welt sogar mit Édith zusammen. Und so schreibt er im Knast an einem echten Liebesroman, während er weiter darauf hofft, dass seine Mutter sich meldet und zu ihm kommt. Und wenn sie das nicht tut, muss er eben zu ihr.

David Goudreault entwirft im zweiten Band seiner Trilogie eine brutale, düstere, ungeschönte Atmosphäre hinter Gittern, in der der Protagonist weiterhin seine radikale Meinung äußert und für das Wiedersehen mit seiner Mutter alles tun würde.

David Goudreault: La bête et sa cage
Roman
Stanké, 2016
248 Seiten
22,95 $
La bête et sa cage ist 2018 bei Philippe Rey in Frankreich erschienen und 2019 in englischer Übersetzung von JC Sutcliffe bei BookThug.

Ein Zitat:
« J’ai encore tué quelqu’un. Je suis un tueur en série. D’accord, deux cadavres, c’est une petite série, mais c’est une série quand même. Et je suis jeune. Qui sait jusqu’où les opportunités me mèneront ? L’occasion fait le larron, le meurtrier ou la pâtissière. C’est documenté.
Depuis quatre jours déjà, mon univers est réduit à une cellule d’isolement. Mon avocat vient tout juste de m’apporter papier et crayons. Il prétend que ça m’aidera à tuer le temps et que ça pourrait nous être utile au procès. Mes écrits intéressent les légistes et les spécialistes de tout acabit. J’ignore ce qu’ils en tireront, mais mon juriste endimanché me garantit que ce sera du vrai bonbon pour les psychiatres.
La dernière fois que j’ai commis un meurtre, j’avais tout noté. Les experts s’en sont inspirés pour la rédaction de leurs rapports psychologiques. Rapports ayant contribué à déterminer ma peine. La peine, ça ne se calcule pas. » – David Goudreault: La bête et sa cage, Stanké, 2016, S. 9