In Essays verschiedener Autoren im Buch Angles morts wird diesen Fragen nachgegangen. Rodney Saint-Éloi deklariert: „Wir sind alle Zombies.“ In seinem gleichnamigen Essay folgt er dem Ursprung dieser Figur nach Haiti und beschreibt deren Kennzeichen des Animalischen, des Entmenschlichten. Der Herausgeber des Buchs, Vincent Paris, knüpft an Saint-Élois Text an und stellt die These des Zombies als Porträt einer menschenleeren Gesellschaft auf.
Dass die Menschen auf dem besten Weg sind, selbst Zombies zu werden, zeigt Ianik Marcil in seinem Essay „L’ouvrier, les bras ballants“. In der heutigen Zeit geht es scheinbar nur noch darum, zu arbeiten, zu konsumieren und zu sterben. Dabei trotten die Menschen antriebslos zur Arbeit und wieder nach Hause. Das Phänomen des Zombiewalks nimmt Bruno Massé unter die Lupe und untersucht es hinsichtlich seiner Darstellung als unpolitisch. Als einige Monate nach dem Studentenstreik im Frühjahr 2012 in Montréal als Zombies verkleidete Menschen durch die Straßen zogen, war das Blut nur aufgemalt und es gab keine Konfrontation mit der Polizei. Aber ist der Zombie an sich nicht doch eine politische Figur?
Aus unterschiedlichen Perspektiven vereint Angles morts Texte von Maude Alexandre, Jérôme-Olivier Allard, René Allard, Frédéric Bérard, Mélissa Boudreault, Maxime Fecteau, Jean-Sébastien Guy, Ianik Marcil, Bruno Massé, Valérie Palombo, Vincent Paris, François Sabourin, Rodney Saint-Éloi und Nicolas Soumis. Dabei wurden sie in vier Kapitel eingeteilt, die den vier Hirnlappen des menschlichen Gehirns entsprechen: Frontal-, Okzipital-, Parietal- und Temporallappen. Angles morts hält Wissenswertes rund um das Thema Zombie bereit und bietet eine interessante Auseinandersetzung mit dem Zombie, der in unserem Alltag angekommen zu sein scheint.
Vincent Paris (Hrsg.): Angles morts
Essay
XYZ, 2014
248 Seiten
21,95 $
Ein Zitat:
« Le zombi est un patrimone de l’humanité dont les traces et les échos auraient pour centre HaÏti. Or, le zombie constitue l’animalité brute, la déshumanisation accélérée de l’être dans son expression achevée. C’est aussi la capacité de se désolidariser du vivre-ensemble ; le sujet abandonne le corps social et retourne à son statut d’objet en passant par la mort. Le zombie est un mort-vivant. Mais qui définit le statut du zombie ? C’est toujours l’autre qui détermine le zombie, dictant les lois de sa production et de sa circulation. L’autre zombifie et manipule les ficelles du spectacle. » – Vincent Paris (Hrsg.): Angles morts, XYZ, 2014, S. 23 (Rodney Saint-Éloi: « Nous sommes tous des zombies »)