Il n’y a que les fous von Cassie Bérard (Hrsg.)

18. November 2015 | quélesen

Als Thema gab die Herausgeberin Cassie Bérard den Wahnsinn vor. Zehn Texte hat sie schließlich in dem Band Il n’y a que les fous vereint. In einer Einleitung erklärt sie, wie ihre Pläne der Anordnung scheiterten und sie gar selbst wahnsinnig werden ließen. Dennoch ist es ihr gelungen, die Texte von François Blais, Jean-Simon DesRochers, David Bélanger, Mélikah Abdelmoumen, Mathieu Leroux, Andrée A. Michaud, Jean-Michel Fortier, Olivia Tapiero, Pierre-Luc Landry und Jean-François Chassay anzuordnen.

In „Nous avons un problème“ von François Blais geht es um einen Mann, der sich erst im Kaufhaus in das Abbild einer Frau auf einer Verpackung verliebt und dann in die weibliche Stimme eines illegal heruntergeladenen Konvertierungsprogramms. Seine Liebe bestimmt seine Freizeit und bringt ihn in Schwierigkeiten. Auf dem Weg nach Paris zu seiner Auserwählten wird er festgenommen. Aus dem Gefängnis hält er alles in einem Brief an einen unbenannten Künstler fest.

„L’exemple du combiste périphérique“ von Jean-Simon DesRochers zeigt einen Devisenmakler, der morgens auf dem Weg von der Vorstadt ins Stadtzentrum ist. Es regnet und an der überdachten Bushaltestelle wird es immer voller. Als der Bus endlich kommt und alle hineinstürmen, bleibt er zurück. Er entscheidet sich gegen den „Gott der Zeit“ und genießt für einen Moment die Einsamkeit. Schnell drängen sich wieder Leute, die auf dem Weg zur Arbeit sind, an der Haltestelle.

Mélikah Abdelmoumen blickt in ihrer Kurzgeschichte „Cauchemar à rebours (au pays de Charlie)“ zurück auf die Anschläge in Paris zu Beginn des Jahres 2015 und auf Ereignisse, die noch weiter zurück liegen. „DD BY“ von Mathieu Leroux erzählt von einer Schreibblockade und einen Autor, der in seinen Text Symbole einbaut – alle, die die Tastatur zu bieten hat. Denn wenn die Seite leer bleibt, öffnen sich Browserfenster und die Ablenkung nimmt zu. Die Seite bleibt weiß.

Die zehn Autoren haben auf unterschiedliche Art und Weise den Wahnsinn in ihren Kurzgeschichten eingefangen. Manche sind humoristisch, andere traurig und wieder andere bedrückend. Wer hinter den einzelnen Kurzgeschichten steckt, wird am Ende jeder einzelnen offenbart. Es folgt dann nämlich ein Hinweis zum Autor und dessen bisherige Veröffentlichungen. So gibt es die Möglichkeit, bei Gefallen des Stils eines Autors, sich gleich weitere Lektüre zu besorgen.

Cassie Bérard (Hrsg.): Il n’y a que les fous
Erzählung
L’Instant Même, 2015
156 Seiten
19,95 $
Ein Zitat:
« THE SHINING. Le troisième roman de l’Américain Stephen King, publié en 1977 et adapté au cinéma par l’Américain Stanley Kubrick en 1980, raconte aussi la démence graduelle d’un écrivain, Jack Torrence, prisonnier d’un lieu étouffant – ici un hôtel dans une ville isolée.
J’accumule une quantité industrielle d’informations qui ne servent à rien ni personne ; je les ressasse et les savoure constamment, mais suis incapable de faire apparaître quoi que ce soit sur la feuille blanche-digitale qui est devant moi. Mes doigts s’activent pour ouvrir une nouvelle fenêtre web. J’arrive à inscrire des caractères dans la barre de recherche afin de chercher des images, mais pas dans le document vide que Word a déposé sur mon desktop. Impossible de construire des phrases. » – Cassie Bérard (Hrsg.): Il n’y a que les fous, L’Instant Même, 2015, S. 58 (« DD BY »)