Wigrum von Daniel Canty

9. Oktober 2015 | quélesen

Wigrum von Daniel Canty ist ein Buch, in dem alles ein wenig anders ist. In außergewöhnlicher Art und Weise fügen sich Text, Zeichnung und Kommentar zusammen. Objekte, die in unterschiedlichen Zeiten ihren Höhepunkt hatten, landeten mit der Zeit in der Sammlung von Sebastian Wigrum. Er ist nicht nur Namensgeber des Buches von Daniel Canty, sondern ist an sich eine mystische Figur, die im London der 1944er Jahre plötzlich verschwand, während die Bomben über der Stadt abgeworfen wurden.

Der Aufbau des Buches ist alles andere als gewöhnlich. Auf ein erstes Kapitel folgen das Vorwort, eine Anleitung für den Leser und die alphabetische Präsentation der umfangreichen Sammlung von Objekten, gefolgt von einem Nachwort und weiteren kürzeren Passagen. Neben Sebastian Wigrum gibt es Joseph Stepniac, der Experte für die wigrumsche Sammlung ist. Auch Canty selbst schreibt sich als Figur in die Geschichte ein. Canty erfuhr von der Existenz der Sammlung von Wigrum während einer Recherche. Und eines Tages erhielt er eine E-Mail von josephstepniac@wigrum.com. Daraufhin begann er sich mit der Sammlung zu beschäftigen.

Es sind die Objekte, die im Mittelpunkt des Buches stehen. Sie werden beschrieben, eingeordnet und abgebildet, erscheinen als Teil einer außergewöhnlichen oder unglaubhaften Geschichte mit zahlreichen Personen, die der realen Welt entlehnt sind oder der Imagination entspringen. Die Zeichnungen der Gegenstände, die die Sammlung begleiten, sind von Estela López Solís. Sie öffnen die Welt zur Imagination, in der alles möglich ist. Alles ist verbunden, nichts existiert allein. Und so verschwinden die Figuren und entziehen sich dem Autor und dem Leser. Auf diese Weise lädt Cantys Buch zu einer besonderen Reise durch Raum und Zeit ein.

Daniel Canty: Wigrum
Roman
La Peuplade, 2011
208 Seiten
24,95 $
2013 erschien Wigrum von Daniel Canty bei Talonbooks, in der englischen Übersetzung von Oana Avasilichioaei. 2012 und 2014 wurde das Buch mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Prix Alcuin und dem Grand Prix Grafika fürs Cover.

Ein Zitat:
« La collection de Wigrum n’a, après tout, pas grand chose d’ordinaire. Elle constitue un inépuisable compendium d’histoires à proprement parler extraordinaires, ou du moins incroyables.
Son travail constitue en cela un témoignage exemplaire de l’histoire et de l’héritage secrets de notre époque. Cela dit, les objets de la collection n’ont jamais été très populaires auprès des amateurs d’art. Le scepticisme de ceux-ci a tendance à s’ajuster à la valeur marchande, patente ou symbolique des objets qu’ils considèrent. La parenté de l’œuvre de Wigrum avec de la brocante, ou le bric-à-brac que n’importe lequel d’entre nous accumule sans trop savoir pourquoi au grenier d’une vie, la rend suspecte à plus d’un égard. Qu’à cela ne tienne : la collection, peu importe l’étiquette dont on l’affuble, est d’une réalité aussi tangible que le bois de la table où j’écris ces mots.
Au risque de contredire le sobriquet de Wigrum, force nous est de reconnaître qu’en prêtant foi aux histoires inouïes dont les objets de la collection sont les hôtes, nous affirmons notre faculté d’en raviver l’aura. La collection emprunte sa mystérieuse lumière à nos existences communes, et son art nous appartient en propre. » – Daniel Canty: Wigrum, La Peuplade, 2011, S. 22