Les États-Unis du vent von Daniel Canty

1. Juni 2015 | quélesen

Es gibt viele Möglichkeiten, aufzubrechen. Sie können persönlich motiviert sein, künstlerisch oder wissenschaftlich. Egal aus welchem Grund, derjenige, der aufbricht, begibt sich auf die Suche. In Les États-Unis du vent beschreibt Daniel Canty einen seiner Aufbrüche. Der naiven Wissenschaft des Windes folgend begibt er sich für acht Tage auf eine Reise durch die USA. Er begleitet auf dem Beifahrersitz seinen Bekannten Patrick Beaulieu durch verschiedene Städte und Orte, die ihre eigene Geschichte des Windes haben wie z.B. Chicago, die als Stadt des Windes bekannt ist.

Es ist eine Geschichte, die im Flugzeug von Montréal nach Chicago beginnt und im Flugzeug nach Montréal endet. Dazwischen reihen sich Städte und Ortschaften aneinander. Mit einem blauen Landrover, auf dessen Dach ein Wetterhahn angebracht wurde, folgt ein Team aus Fahrer und Beifahrer dem Naturphänomen, das kaum greifbar, jedoch messbar ist. Auf den Spuren des Windes machen sie Station in unterschiedlichen Städten und Ortschaften, an denen sie immer wieder aufs Neue etwas zu Essen und einen Schlafplatz zu suchen. Dabei treten sie in Kontakt mit den Menschen, die dort leben. Sie erfahren manchmal deren Geschichte und halten diese Eindrücke fest. Es entstehen auch einige Bilder von Windszenen, die eingeflossen sind.

Das Buch besteht aus einem Prolog und neun Teilen, die jeweils mit einer Windrichtung und einem Datum betitelt sind. Es beruht auf einer tatsächlichen Reise von Daniel Canty, der 2010 als Windsuchender in den USA unterwegs war. Somit ist Les États-Unis du vent ein Reisebericht, der mit Fabulationen angereichert ist. Canty ist dabei Beobachter, Erzähler, Kommentator und so mancher Orts Entdecker.

Anschlussprojekte zu diesem mit dem Namen Ventury Odyssey sind geplant. Neben dem Buch Les États-Unis du vent sind eine Fotostrecke und ein Kurzfilm geplant. Auch die anderen Mitglieder des Teams, Alexis Pernet und Dauphin Vincent, arbeiten an Werken, die aus dem Projekt hervorgehen.

Daniel Canty: Les États-Unis du vent
Erzählung
La Peuplade, 2014
288 Seiten
24,95 $
Les États-Unis du vent zählte zu den zehn Romanen, die es 2015 in die Vorauswahl des Prix des libraires geschafft haben.

Ein Zitat:
« Un beau matin, les signaux s’alignent. Quelqu’un sait, et quelqu’un part. À la recherche de quelque chose qu’il a entrevu en rêve, et qui existe sans doute ailleurs, puisque le monde est vaste, qu’il ignore tout de nous et qu’on n’en sait rient avant de le rejoindre.
La rumeur des moteurs s’élève au fond des cours. Une fréquence étrangère crépite dans les radios. Pour bien la capter, il faudra rejoindre la plaine, chercher l’accord des grands vents. Côte est, côte ouest, prairies, déserts, Appalaches, Rocheuses. Sur la carte naïve d’Amérique, seule compte l’appel de l’horizon. Voitures de l’année, véhicules usagés ; rouillés ou rutilants, les bolides qui fuient par les seize portes Rose sont glorieux. Leurs conducteurs n’entendent rien aux noms et au sens du vent. Coupant à travers la sinusoïdale des plaines, le signal des herbes, ils sont les porteurs d’un message unique : qu’ils viennent de nulle part et qu’ils sont heureux de s’y abandonner.
» – Daniel Canty: Les États-Unis du vent, La Peuplade, 2014, S. 5-6