L‘autopsie d‘une femme plate von Marie-Renée Lavoie

28. Februar 2020 | quélesen

Diane Delaunais ist 48 Jahre alt. Sie hat drei Kinder, die bereits aus dem Haus sind, und einen Ehemann. Zumindest hatte sie ihn, bis er sich nach 25 gemeinsamen Ehejahren trennt und sein Glück mit einer jüngeren Frau sucht. Die Trennung überkommt Diane wie eine dunkle gewaltige Gewitterwolke, die sie nicht kommen sah. Wie angewurzelt steht sie im Regen und kommt nicht vom Fleck. Ihre Beklommenheit wird sie nur nach und nach los, den Glauben an die Liebe verliert sie dafür ganz schnell, auch wenn sie auf ein Revival der Beziehung hofft, weil es einfacher wäre. In Gesprächen mit den Freundinnen und dem Psychiater versucht sie die Situation zu verstehen. Ist sie wirklich zu langweilig? Auf die Schockstarre folgt die Wut, der Alltag geht weiter seinen Gang, mit kleinen Veränderungen. An die Stelle der Zweisamkeit rückt die Erinnerung an sie. Sie fangen an beim Kennenlernen, führen zur Hochzeit und dem Familienleben mit den Kindern.

Marie-Renée Lavoie legt mit Autopsie d’une femme plate einen unterhaltsamen Roman mit traurigen und lustigen Momenten und guten Dialogen vor. Unterteilt ist die Trennungsgeschichte von Diane Delaunais in 21 Kapitel, die mit einer kurzen Zusammenfassung à la „wo ich meine Meinung zum Heiraten teile“ oder „wo ich meinen sechsten Zeh zeige“ überschrieben sind.

Marie-Renée Lavoie: L’autopsie d’une femme plate
Roman
XYZ, 2017
248 Seiten
24,95 $

Der Roman ist u.a. in englischer Übersetzung mit dem Titel Autopsie of a boring wife bei House of Anansi erschienen und beim italienischen Verlag Sperling & Kupfer.
2020 ist bei XYZ die Fortsetzung Diane demande un recomptage erschienen.

Ein Zitat:
« Avec le temps, l’image de la nénette au cerveau farci de phénoménologie heideggerienne s’est agglomérée à celle des boulettes de caca. On fait ce qu’on peut pour se faire du bien.
Je suis restée assise dans le salon, dans le noir, toute seule, en fixant la télévision que Jacques avait éteinte.
L’écran me retournait, légèrement déformée, ma silhouette immobile, tétanisée. Mon corps était prisonnier
d’une chape de douleur et de honte qui freinait tout mouvement. Si je restais là encore un peu, je finirais par disparaître, lentement absorbée par le divan. Ce serait bien de disparaître ainsi, sans chichi, je ne ferais plus obstacle au bonheur de personne, moi, la femme plate. » – Marie-Renée Lavoie: L’autopsie d’une femme plate, XYZ, 2017, S. 15