Blues nègre dans une chambre rose von Jennifer Tremblay

13. April 2016 | quélesen

Das rosafarbene Zimmer in Jennifer Tremblays Roman Blues nègre dans une chambre rose bewohnt die junge Musikerin Fanny Murray. Sie ist verliebt in den berühmten und erfolgreichen Sänger und Frauenschwarm Bobo Ako, der sich mit ihr auf einen Affäre eingelassen hat. Er ist älter als sie, verheiratet, Vater und viel unterwegs. Alles in allem sind es keine guten Voraussetzungen für eine glückliche Liebe. Und dennoch steht Fanny in seinem Bann und reist ihm nach, um bei ihm sein zu können. Dabei folgen auf die Momente des Glücks, der Leidenschaft und der Zweisamkeit solche des Wartens, des Hoffens und der Verzweiflung.

Die Liebe, die mehr schmerzt als dass sie ihr gut tut, versucht Fanny in einem Kloster hinter sich zu lassen. Doch dafür muss sie sie erst erzählen. In drei Hefte schreibt sie alles nieder und richtet sich dabei an Bobo Ako. Doch er wird das Niedergeschriebene nie lesen, nie von ihrer in Chaos geratenen Gefühlswelt erfahren. Fanny ist orientierungslos und nicht mehr Herrin ihrer Sinne. Sie ist die ewig Wartende. Sie wartet auf eine Antwort oder einen Besuch von ihm. Sie verzehrt sich nach ihm und dem Gefühl, dass er sie trotz ihrer hässlichen Narbe begehrt, die sie nach einem Unfall zurückbehalten hat. Doch diese Liebe zermürbt sie und macht sie verletzbar. Schon zuvor hatte sie versucht, von ihm loszukommen. Und auch jetzt besteht die Gefahr, dass der erneute Versuch scheitert, für den sie ihre Wohung in Montréal gegen ein ruhiges Kloster ausgetauscht hat.

Blues nègre dans une chambre rose ist der zweite Roman von Jennifer Tremblay, die zudem Theaterstücke und Jugendbücher schreibt. Und er ist in gewisser Hinsicht als Hinweis auf Dany Laferrières Debütroman Comment faire l’amour avec un nègre sans se fatiguer zu lesen.

Jennifer Tremblay: Blues nègre dans une chambre rose
Roman
VLB, 2015
184 Seiten
19,95 $

Ein Zitat:
« J’ai eu cette idée de venir au monastère, j’ai pensé que les chants grégoriens, le silence, la nature m’apaiseraient. Je ne sais pas si nos recommencerons à nous écrire et à nous voir un jour, si une bonne fois je te réinviterai chez moi. Je l’espère, ne l’espère pas. Je t’aime, ne t’aime plus. La peur de te retrouver, la peur de ne pas te retrouver. L’important, au bout du compte, c’est de redevenir légère. Ici, c’est une chose possible. Ce n’est pas sûr, mais c’est au moins possible. » – Jennifer Tremblay: Blues nègre dans une chambre rose, VLB, 2015, S. 19