Le nid de pierres von Tristan Malavoy

11. Januar 2016 | quélesen

Die Abenaki zogen in der Nähe von Saint-Denis-de-Brompton jeden Winter gen Süden und kehrten danach wieder in den Norden zurück. Sie jagten, lebten in der Natur und hatten ihre eigene Kultur. Geburt und Tod markieren das Leben. Über den Tod gibt es Legenden und die Verstorbenen begleiten die Abenaki in ihrem Leben weiter.

In dem Roman Le nid de pierres von Tristan Malavoy sind kurze Episoden und Momentaufnahmen vom Stammesleben der Abenaki eingestreut, etwa über einen Jungen, der gleich nach seiner Geburt seine Wahrnehmung des Lebens teilt: wie er im Arm seiner Mutter liegt, wie sein Vater bei der Jagd verstirbt, wie er einer Geschichte lauscht, die erzählt wird.

Thomas Fontaine verbrachte seine Kindheit in Saint-Denis-de-Brompton. 1985 war er mit seinem Freund auf dem Motorrad unterwegs. Sie fuhren ein Crossrennen. Dann geriet Thomas in ein seltsames Loch, das seine Maschine drohte zu verschlingen. Gemeinsam konnten sie sie wieder herauszuziehen. Im selben Jahr verschwand ein Mitschüler spurlos. Die Suche blieb erfolglos, er wurde nie gefunden.

Die Kindheit von Thomas ist schon lange vorbei. Er ist in die Großstadt gezogen und arbeitet als Autor von Skripten für Serien. 2005 traf er seine Jugendlieben Laure wieder. Beide machten kurzen Prozess, trennten sich von ihren aktuellen Partnern und kamen zusammen. Sie wollten keine Zeit mehr verlieren, eine Familie gründen und so überzeugte Laure Thomas, in ihren Heimatort zurückzuziehen.

Le nid de pierres ist sehr erzählerisch, schwankt zwischen den Jahren 1985 und 2005, 2006 sowie einer unbestimmten Vergangenheit, in der die Abenaki regelmäßig durch das Gebiet der Stadt zogen. Vereinendes Moment ist das Thema des Verlustes und die verschiedenen Möglichkeiten, damit umzugehen. Ein gelungener Debütroman von Tristan Malavoy.

Tristan Malavoy: Le nid de pierres
Roman
Boréal, 2015
256 Seiten
22,95 $
Ein Zitat:
« Rapidement le projet prend forme : retourner vivre là-bas. Laure travaille à la Grande Bibliothèque, elle pourrait chercher un emploi dans une librairie ou une bibliothèque de Sherbrooke ou de Magog. Moi, je me suis fait un petit nid à Montréal, mais après tout, un auteur de téléromans peut vivre n’importe où. Et puis je peste sans arrêt contre le bruit constant de la métropole et cet air souvent lourd qui me cause des crises d’asthme… Je travaillerais sans toute mieux loin de la ville.
Évidemment, j’aurais à passer par-dessus d’autres souvenirs, douloureux ceux-là. Mais je m’en sens la force aujourd’hui, vivre là m’aidera peut-être même à calmer les aiguilles encore vives du deuil. » – Tristan Malavoy: Le nid de pierres, Boréal, 2015, S. 34