Cataonie von François Blais

4. Dezember 2015 | quélesen

François Blais ist zurück mit einem neuen Kurzgeschichtenband. Nach Sam und vielen weiteren Veröffentlichungen interessiert er sich in Cataonie für die absurden Lebensvorkommnisse eines eigenartigen, zuweilen unsympathischen Autors. Monsieur B … scheint in einer Zeit zu leben, in der man noch mit Exzellenz angesprochen wird und alles sehr förmlich ist. Aber es gibt auch das Internet mit all seinen Möglichkeiten der Recherche und Kontaktaufnahme.

In der ersten von sechs Kurzgeschichten arbeitet der Autor an einem Manuskript. Bevor er es an seinen Verlag schickt, klopft er es auf alle eventuellen Kürzungen und Umschreibungen durch das Lektorat ab. Er will es unbedingt auf eine bestimmte Anzahl von Worten bringen. Er ist wie besessen vom Umfang seiner Geschichte. Das Wortzählprogramm der Textsoftware reicht ihm nicht und er engagiert jemanden, der die Wörter nachzählt. Und auch er zählt lieber noch einmal nach. Die Ergebnisse sind verschieden und er zunehmend verzweifelt.

Die Liebe zu einer kleinwüchsigen Kassiererin lässt Monsieur B … immer dann einkaufen, wenn sie an der Kasse ist – nie mehr als fünf Artikel, denn sonst müsste er sich woanders anstellen. Diese Liebe führt zum Bruch mit seiner Freundin und lässt in ihm den Wunsch aufkommen, mit der Kassiererin zu verreisen. Doch die Pläne hat er ohne sie gemacht.

Nach dem Kauf einer Jugendzeitschrift auf dem Flohmarkt stellt er fest, dass die Pointe auf der Seite eingesandter Leserwitze fehlt. Er unternimmt alles, um die Pointe zu erfahren.

Die Kurzgeschichten fügen sich wie einzelne Kapitel eines Romans aneinander. Es ist auch wieder François Blais’ Humor, der das Lesen seiner aberwitzigen Geschichten zu einem Vergnügen macht. Auch die Literatur – aus Québec oder der Welt – findet erneut Eingang in sein Schreiben, in dem er Themen wie Erfolg, Liebe, Freundschaft und sozialen Aufstieg aufs Korn nimmt.

François Blais: Cataonie
Erzählung
L’Instant Même, 2015
120 Seiten
16,95 $
Ein Zitat:
« S’il fallait que j’obtinsse un cinquième total, différent des autres, ma raison flancherait pour de bon, je passerais de l’aimable monomanie à la folie, la vraie, celle qui vous fait couvrir de vos excréments les murs de votre cellule capitonnée, en hurlant des prophéties. Plus j’y réfléchissais, plus la boutade de Firmin m’apparaissait comme la seule issue possible. Oui, tout effacer, rayer d’un coup trois ans de labeur pour échapper à l’affreuse torture du doute. Surtout, ne plus rien écrire, jamais, sinon un haïku de temps en temps. Mon manuscrit n’existait à cette heure qu’à l’état numérique. Je tenais pour acquis que le compteur de mots, en professionnel consciencieux, avait détruit le document sitôt son travail accompli ; ne restait qu’à supprimer le fichier contenu dans mon disque dur, ainsi que ma copie de sauvegarde, pour que Les tourments de Serge retouren au néant. » – François Blais: Cataonie, L’Instant Même, 2015, S. 17