So oder so ähnlich lässt sich die Geschichte nacherzählen. Was dabei auffällt, sind die vielen Leerstellen. Wer war der Vater? Wie erging es der Mutter, die zu früh schwanger geworden war? Wie traf sie ihre Entscheidung für oder gegen das Kind? Die Antworten gibt es nicht. Entweder, weil sie unbekannt sind oder weil sie vergessen wurden. Man sprach darüber nicht und das Mädchen fragte nicht.
Kurz bevor das Mächen nach Europa reist, rückt die Mutter ein paar Informationen heraus. Fürn den Fall, dass sie in Europa nach ihrem Vater suchen will. Doch sie war nicht mutig genug und hatte keine Lust nach etwas zu suchen, von dem sie sich sicher war, dass es es nicht gab. Ihr bleibt die Rekonstruktion dessen, was sie weiß. Die Rückkehr in die Zeit der 1970er Jahre, in der ungewollte Kinder in Heime kamen und zur Adoption freigegeben oder sogar an kinderlose Ehepaare verkauft wurden. Ihre eigene Geschichte ereignete sich im Rahmen eines geschichtlichen Kontextes, den sie genauer untersucht und der sie auch nach Irland führt und zu den Situationen von Heimen, dem Handel mit Neugeborenen und dem Umgang mit Kindern der Eingeborenen, die sie an die Oberfläche holt.
Sie versucht sich bestimmte Momente, in der sich ihre Mutter befand, vorzustellen, bei anderen nimmt sie sich das Recht nicht raus. Sie kennt einzelne Punkte der Vergangenheit. Dazwischen gibt es Leere. Die Punkte können allerdings verbunden werden, so wie in dem Spiel mit den nummerierten Punkten auf einem Blatt Papier. Wenn man sie verbindet, entsteht ein Bild.
Roman
Héliotrope, 2015
190 Seiten
21,95 $
Ein Zitat:
« J’ai huit ans, dix ans, douze ans, je ne sais pas, je ne me souviens pas. Je suis allongée sur le plancher de ma chambre, penchée sur une tablette de papier, de longues pages blanches, peut-être lignées, un de ces carnets démesurés dont on se servait, à l’époque, pour faire les comptes ou tenir à la main un inventaire. Je suis à plat ventre sur le tapis rouge et orange de ma chambre, tout au bout du couloir, au fond du bungalow, des fenêtres qui donnent sur le jardin derrière la maison et puis sur la forêt, sombre et profonde, celle où je ne suis jamais allée. La peau de mes genoux porte l’empreinte des longs brins synthétiques qui grattent, qui piquent, c’est peut-être l’été, humide et chaud, celui des moustiques et des araginées velues que je trouve sur mon lit, et je m’ennuie dans cette maison plantée au bord d’une autoroute, ce lieu étrange où jamais rien de ne se passe, les champs de foin l’été, et puis l’hiver, la neige pour horizon. » – Martine Delvaux: Blanc dehors, Héliotrope, 2015, S. 6-7