Être von Éric Simard

31. Mai 2014 | quélesen

Être, auf deutsch „sein“, lautet der Titel des Erzählbands von Éric Simard. Es geht um die verschiedensten Elemente des alltäglichen Lebens, die man manchmal erst erlernen muss. Im Fokus jeder einzelnen Geschichte steht ein Verb, das positiv oder negativ konnotiert sein kann und das anhand einer Gefühlswelt der Protagonisten illustriert wird.

Simards Kurzgeschichten sind Momentaufnahmen im Leben eines Kleinkindes, eines Jugendlichen, frisch gebackener Eltern, eines alleinstehenden Mannes oder einer aus dem Leben scheidenden Frau. All das, was das Leben ausmacht, verpackt Simard in rührende, packende, mitreißende Geschichten. Dabei sind die Perspektiven seiner Protagonisten verschieden und laden dazu ein, eine andere Perspektive auf das Leben als die eigene einzunehmen. Manchmal muss man dabei schmunzeln, manchmal wird man wütend oder nickt einfach nur zustimmend. Die Beschreibungen des Umfelds und der Situation in den einzelnen Kurzgeschichten erleichtern es dem Leser, schnell einen Zugang zu den einzelnen Geschichten zu finden.

Der Aufbau des Bandes schafft eine angenehme Verbindung der Geschichten und zeichnet den Weg von der Geburt eines Menschen bis zu seinem Tod nach. Besonders die Momente werden hervorgehoben, in denen das Leben zerbrechlich wirkt und der Einzelne überfordert zu sein scheint.

Être von Éric Simard wird eingeleitet durch die Geschichte eines Jungen, der als schwer erziehbar gilt. Es folgt eine Kurzgeschichte, in der ein lebensfrohes, neugieriges 4-jähriges Mädchen ständig von ihrer Mutter tyrannisiert wird. Die Protagonisten sind unterschiedlich alt. Simard platziert sie in eindrucksvollen Geschichten, die seinen Erzählband zu einem Lehrstück des Lebens werden lassen.

Éric Simard: Être
Erzählung
Hamac, 2009
82 Seiten
17,95 $
Ein Zitat:
« À son arrivée au cœur de la métropole, malgré sa déroute, il apprécie l’espace autour de lui. Peut-être y en a-t-il trop, se demande-t-il.
Du haut de ses douze ans, il se trouve bien petit dans cette immensité.
Ses premières journées d’errance sont difficiles. Il passe de longs moments à ne pas savoir quoi faire de sa peau. Il se sent inadéquat en toutes circonstances. Il est nerveux et malhabile. Il en perd tous ses moyens. Quand tombe la nuit, il a la chienne. Il préfère ne pas dormir. » – Éric Simard: Être, Hamac, 2009, S. 28 (« Rêver »)