Hongrie-Hollywood Express. 1984 – Volume I von Éric Plamondon

14. April 2014 | quélesen

Hongrie-Hollywood Express erzählt die Geschichte von Johnny Weissmüller. Angefangen bei der Emmigration seiner Eltern kurz nach seiner Geburt in der dritten Klasse des Kreuzfahrtschiffes S.S. Rotterdamm von Ungarn und deren Ankunft, vorbei an der Freiheitsstatue, auf Ellis Island. Anschließend von ihrem Leben in Chicago, wo ihr Sohn, bald begleitet von seinem kleinen Bruder das Schwimmen im Lake Michigan lernte. Wegen einer Krankheit verbrachte er jeden Tag im Wasser. Er entwickelte einen eigenen Schwimmstil, der ihn bald in ein Schwimmteam und schließlich zu den Olympischen Spielen brachte. Er gewann jeden Wettbewerb, zu dem er angetreten war. Dann ließ er das Wettkampfwasser hinter sich und begann eine Filmkarriere als Tarzan in Hollywood. Er war drei Mal verheiratet und hatte zwei Kinder. Das ist zusammengefasst die Geschichte, die mehr oder weniger so in dem ersten Teil der Trilogie 1984 von Éric Plamondon zu lesen ist.

Sein Erzählstil ist allerdings alles andere als linear und lässt sich in wenigen Worte zusammenfassen. Denn eigentlich ist der Erzähler im Roman Gabriel Rivages, der sich u.a. auf die Spuren von Johnny Weissmüller macht. Er stürzt sich in das Leben des erfolgreichen Schwimmers und Tarzan-Darstellers, weil er in seinem eigenen Leben in Montréal das Gefühl hat, stecken geblieben zu sein. Dabei gelangen aller Hand Informationen über die nordamerikanische Geschichte an die Oberfläche, so dass man nicht weiß, ob man wirklich gerade einen Roman liest oder nicht doch eher ein Geschichtsbuch in der Hand hält.

Hongrie-Hollywood Express erscheint als eine Aneinanderreihung von 90 Texten unterschiedlichster Art. Bereits der erste überrascht durch eine Aufzählung der Dinge, die der Erzähler bis zu diesem Zeitpunkt in seinem Leben getan hat. Nach 8 ½ Seiten ist die Aufzählung und somit wohl der längste der 90 Texte zu Ende. Mit zu den Kürzesten zählen kurze Gedichte oder knappe Feststellungen, die mal hier und da eingestreut sind.

Auf den ersten Band der Reihe 1984, der an Richard Brautigans Tokyo-Montana Express angelehnt ist, folgen Mayonnaise und Pomme S. Dabei stellt das Jahr 1984 den Dreh- und Angelpunkt dar, der Johnny Weissmüller, Richard Brautigan und Steve Jobs miteinander verbindet.

Éric Plamondon: Hongrie-Hollywood Express. 1984 – Volume I
Roman
Le Quartanier, 2011
165 Seiten
21,95 $
Hongrie-Hollywood Express von Éric Plamondon war 2012 in der Vorauswahl für den Prix des libraires du Québec. 2013 erschien der Roman beim französischen Verlag Phébus.

Ein Zitat:
« Il était une fois un jeune garçon qui s’appelait Johnny. À Chicago en 1914, il avait dix ans. Son père et sa mère étaient des immigrés hongrois. Ils étaient passés par Ellis Island avant de rejoindre de la famille à Windber, Pennsylvanie.
In God We Trust.
À dix ans, Johnny apprend qu’il est atteint de poliomyélite. Les symptômes de la poliomyélite ont été décrits successivement, au début du dix-neuvième siècle, sous les noms de paralysie dentaire, paralysie spinale infantile, paralysie essentielle de l’enfant, paralysie régressive, myélite des cornes antérieures et paralysie du matin. Le docteur conseille donc à sa mère de le mettre en natation. C’est comme ça que Johnny se retrouve à la psicine du quartier, la piscine du parc Stanton de Chicago, tous les jours de la semaine. À douze ans, il nage tellement bien qu’il intègre l’équipe du YMCA. » – Éric Plamondon: Hongrie-Hollywood Express. 1984 – Volume I, Le Quartanier, 2011, S. 101