Vertiges von Fredric Gary Comeau

4. April 2014 | quélesen

Eine Vielzahl von Figuren und von Orten. Jede Figur hat ihre Geschichte und versucht auf ihre Art und Weise, zu leben. Manchmal geht der Ankerpunkt verloren und das Leben gerät ins Trudeln.

Vertiges kommt als eine Sammlung von Kurzgeschichten daher, die aneinandergereiht einen Roman ergeben, in denen die Protagonisten sich annähern, wieder voneinander entfernen und schließlich erneut aufeinandertreffen. Dabei leben sie an verschiedenen Orten der Welt und sind theoretisch meilenweit voneinander entfernt. Im ersten Moment haben sie auch nichts weiter miteinander zu tun, doch ihre Wege und ihr Drang, ständig durch die Weltgeschichte zu reisen, ohne dabei auf irgendwelche Entfernungen zu achten, führt sie einander näher und letztendlich an denselben Ort.

Was bedeutet es für Hope Fontaine, Victor Bouquet, Naguib, Jesús, Kazuo, Olivier, Antoine Bourque und all die anderen, eine Figur im Debütroman von Fredric Gary Comeau zu sein? Es bedeutet einen direkten oder indirekten Bezug zur Kunst zu haben, auf irgendeine Weise kreativ zu sein. Es bedeutet, das Gefühl der Ohnmacht und des Schwindels zu kennen und offen für andere, spontan und viel unterwegs zu sein, ohne geographische und sprachliche Grenzen zu fürchten.

Die Sprache ist manchmal unbestimmt, manchmal sehr deutlich. Sie ist bündig, um die Atmosphäre und Umgebung wie in einer Regieanweisung darzustellen und manchmal etwas ausladender. Der Autor integriert Bandnamen und Songtexte, Gedichte und Gemälde, egal woher sie kommen und welche Sprache sie vermitteln. Mit dem Text begann Fredric Gary Comeau aus Akadien, der auch dichtet und singt, bereits 1992. 20 Jahre später wurde daraus der außergewöhnliche Roman Vertiges.

Fredric Gary Comeau: Vertiges
Roman
Quai n° 5, 2013
200 Seiten
19,95 $
2013 erhielt Fredric Gary Comeau für seinen Debütroman den Prix Jacques-Cartier du roman et de la nouvelle de langue française.

Ein Zitat:
« La douleur, une sensation que tout le monde connaît. Possiblement la seule chose qui nous unisse vraiment. Nous avons tous mal entre la naissance et la mort. Nous apprivoisons tranquillement nos corps en passant par des milliers de maux, grands et petits, sans jamais trouver le mot juste pour les exprimer.
Nous sommes et serons toujours à sa merci. Nous ne cesserons de l’écrire, de la peindre, de la chanter. Nous chercherons par tous les moyens à la sublimer. Notre dernier souffle sera pour elle, et elle seule. » – Fredric Gary Comeau, Vertiges, Quai no 5, S. 21