Québec reads stellt Literatur aus Québec vor

31. März 2015 | Reportage

Das Webzine Cousins de personne, die beiden englischsprachigen Blogs ambos und Québec reads und auch der Literaturblog quélesen haben eins gemeinsam und zwar, dass sie die Québecer Literatur für sich entdeckt haben und ihre Lektüren mit der Öffentlichkeit teilen.

Québec reads ist eine Website, die Peter McCambridge im April 2014 gestartet hat. Zuvor war er gemeinsam mit Pablo Strauss an der Website ambos beteiligt. Grundgedanke für beide Projekte ist es, zu zeigen, was die Québecer Literatur aktuell zu bieten hat. Auf Québec reads gibt es drei Hauptkategorien: „Reviews“, „Excerpts“ und „Interviews“. Eins der Ziele des Initiators und literarischen Übersetzers Peter McCambridge ist es, Auszüge seiner Entdeckungen auf Englisch zu präsentieren. Daraus ergibt sich vielleicht auch der eine oder andere Übersetzerauftrag für ihn. „Das ist ein Teil vom Ziel, aber nicht das einzige. Ich will sagen, in Québec gibt es gute Bücher und Übersetzungen anstoßen“, ergänzt er.

Doch wie ist ein Ire zur Québecer Literatur gekommen? Seine Antwort darauf lautet: „An der Uni habe ich Französisch und Deutsch studiert, vor allem Literatur bis 2002. 2001 habe ich ein Jahr im Ausland verbracht. Ich war sechs Monate in Paris und sechs Monate in Québec. Ende 2002 wollte ich nicht mehr in England bleiben, ich wollte nicht mehr in Irland bleiben. Ich wollte nach Québec.“

Seit 2002 lebt er in der frankokanadischen Provinz. Mittlerweile hat er sich eingelebt, eine Familie gegründet und auch die Québecer Literatur und Kultur für sich entdeckt. In Irland hatte er noch keine Idee von der Québecer Literatur, sagt er. Er habe an seiner Uni keine Bücher aus Québec gelesen bis auf eins von Jacques Godbout: Salut Galarneau!. Auslöser für seine intensive Auseinandersetzung war dann vor circa fünf Jahren die Lektüre des Romans Bestiaire von Eric Dupont. Bis heute ist es eins seiner absoluten Lieblingsbücher, das er eines Tages hofft, zu übersetzen.

Beim Übersetzen vom Französischen aus Québec, also dem Québécois, ins Englische liegt die Herausforderung wohl darin, die Kultur und den Alltag zu kennen. Peter McCambridge fällt eine Übersetzung leicht, hat er die Sprache mit all den Québecer Eigenheiten direkt in Québec erlernt.

Es gibt viele Übersetzungen von französischen Werken aus Québec ins Englische, vor allem in Kanada. Peter McCambridge merkt hierzu an: „Aber es sind nicht unbedingt die besten Bücher, nicht unbedingt die schönsten.“ Er wünsche sich, dass nicht nur Bücher übersetzt werden, die auf Bestsellerlisten zu finden sind, sondern dass Bücher entdeckt werden, deren Verkaufszahlen vielleicht geringer, sie dafür aber richtig gut sind. „Ich glaube, es gilt ein Gleichgewicht zu finden“, sagt er, „zwischen der Übersetzung von Büchern aus Québec, die man mit dem Rest der Welt teilen muss, weil sie wirklich Weltklasse sind, und Büchern, die viel über die Kultur und Interessen eines Landes zeigen.“

Auf die Frage, wie er die Québecer Literatur beschreiben würde, antwortet er: „Ich finde in der Québecer Literatur gibt es eine bemerkenswerte Mischung. Sie ist sehr modern, enthält viel über Québec, aber ab und zu sind auch weltliche Themen enthalten. Mit ambos und jetzt mit Québec reads will ich wirklich, dass mehr Leute diese tolle Literatur entdecken und sagen, dieses Buch können wir auch auf Deutsch genießen, auf Türkisch, auf Englisch, egal wo.“

Immer auf der Suche nach schönen Büchern, die er auf einer Liste sammelt, liest er pro Jahr circa 90 Bücher. Auf seiner Liste stehen Bücher, die er lesen möchte und solche, die ihm empfohlen wurden. Die meisten davon landen dann auf Québec reads. Sie werden besprochen und/oder, in Passagen übersetzt. Dafür bekommt Peter McCambridge auch Unterstützung von Kolleg·innen. Mit Übersetzern, Buchhändlern und Verlegern führt er auch das eine oder andere Interview. Besonder interessiert ihn, was sie gerade lesen wird und empfehlen würden. „Mein Ziel ist es, eines Tages eine Liste zu haben, auf der die Literatur aus Québec enthalten ist. Vielleicht kennt man auch dann viele Titel noch nicht, aber man hat zumindest einen Anhaltspunkt.“

Auf Peter McCambridges ganz persönlicher Liste steht z.B. La fiancée amériance von Eric Dupont, für das er sich wünscht, dass es auch in anderen Ländern seine Leser findet. Der Roman ist im April 2014 bei Les Éditions du Toucan in Frankreich erschienen und wer weiß, welcher Verlag noch darauf aufmerksam wird. Die Liste seiner Favoriten ist endlos lang, er ergänzt noch Frères, Zora und Sports et divertissements. Was die anderen Titel auf seiner Liste angeht, empfehle ich einen Besuch auf Québec reads.