Makarius von Sergio Kokis

1. Juli 2014 | quélesen

Wenn Carlos Schulz seinen Lehrer Otto Gorz in seinem Atelier in Brasilien besuchte, war da ab und an dieser Mann. Der Mann, dessen Name Makarius war, saß dort still und in Gedanken verloren. Sein Erscheinen und sein bewegtes Leben hat sich in das Gedächtnis des Künstlers eingebrannt und geht ich auch nicht aus dem Kopf, als dieser in Italien lebt und als Graphiker arbeitet. Schließlich erschafft Carlos eine Lebensgeschichte um diese Figur. Sie geht von wenigen realen Spuren und der Lektüre zahlreicher Bücher aus. Es ist die Geschichte eines Mannes, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts viel Schreckliches erlebt hat. Aus verschiedenen Gründen war er an zahlreiche Orte gelangt, wo er stets versuchte, seiner Kunst des Mimenspiels treu zu bleiben. Ausgehend von der Rekonstruktion von Makarius` Lebens entwirft Carlos ein Kunstwerk zum Thema des Totentanzes. Es ist sein erstes persönliches Kunstprojekt, dem er sich erst zaghaft und dann bestimmt zuwendet. Während der Arbeit an seinem Totentanz illustriert er Bücher und unterhält sich regelmäßig mit seinem Freund Jaccobo Lunardi und mit ehemaligen Weggefährten von Makarius. Die Themen sind Kunst, seine Arbeit und der Tod.

In seinem neuesten Roman betrachtet Sergio Kokis den Ersten Weltkrieg und die Zeit danach bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aus einer Perspektive, die an den Mimen Makarius geknüpft ist. Dabei führt er den Leser an verschiedene Schauplätze und lässt vor dessen Auge die unterschiedlichen Kulturszenen z.B. in Berlin, Paris und Istanbul entstehen. Die Passagen des Rückblicks alternieren mit den Passagen, in denen der Antrieb von Carlos Schulz beschrieben wird, der sich fast wie besessen dem Mimen zuwendet. Er rekonstruiert, teilweise als reine Imagination, das Leben von Makarius, der so viel gesehen und erlebt hat, dass er zum Schluss das Vergessen im Alkohol sucht.

Makarius ist ein vielschichtiger Roman voller kultureller Referenzen und Reflexionen u.a. über Kunst, Tod und Krieg. Er lebt von den Erinnerungen und detaillierten Beobachtungen seiner Figuren, die auf der Suche nach sich selbst sind.
Die Figur Makarius erschien bereits in Sergio Kokis` Romanen Saltimbanques (2000) und Kaléidoscope brisé (2001).

Sergio Kokis: Makarius
Roman
Lévesque éditeur, 2014
482 Seiten
35 $
Ein Zitat:
« Il revoyait le vieil homme silencieux, un peu perdu dans ses pensées, qui pouvait rester longtemps dans un coin de l’atelier du professeur Gorz à étudier une partie d’éches. Quand le peintre recevait la visite de son étudiant Carlos, Makarius ne parlait presque jamais. […] L’expressionn continuelle de tristesse ou d’amertume sur son visage trahissait une vie émotionnelle tendue, même s’il ne l’extériorisait jamais. À d’autres moments, Carlos se souvenait aussi de l’homme très grand, au corps d’athlète, qu’il avait recontré pour la première fois en tant que modèle pour une classe de destin. […] Les marques étranges que Makarius portait en travers du dos étaient visiblement des cicatrices. Bien plus tard, après la disparition du mime, Otto Gorz allait lui apprendre qu’il s’agissait en fait des cicatrices du fouet métallique avec lequel on avait torturé Makarius lors de son séjour dans un camp de concentration. » – Sergio Kokis: Makarius, Lévesque éditeur, 2014, S. 106