David Clerson erhält den Grand Prix littéraire Archambault

8. Februar 2014 | rund ums geschriebene Wort

Der Grand Prix littéraire Archambault wurde in diesem Jahr zum 13. Mal vergeben. Erhalten hat ihn David Clerson für seinen Roman Frères, erschienen im vergangenen Jahr bei Héliotrope. Nominiert waren neben dem Siegertitel neun weitere Romane: Dans le noir jamais noir von Françoise Major (La Mèche), Edmonton von Guillaume Berwald (Leméac), Guano von Louis Carmain (L’Hexagone), Jeanne chez les autres von Marie Larocque (Tête première), Le museum von Marie-Anne Legault (Québec Amérique), Les chaines du léviathan von Jonathan Brassard (Coup de tête), Les pavés dans la mare von Nicolas Delisle-L’Heureux (Pleine Lune), Toutes mes solitudes von Marie-Christine Lemieux-Couture (Ta Mère) und Zora, un conte cruel von Philippe Arseneault (VLB ).


Frères von David Clerson

Ein Junge, geboren aus dem abgetrennten Arm eines Neugeborenen während eines Rituals, wird der Bruder desjenigen, der als Sohn einer älteren Frau und eines nichtsnützigen Streuners nicht allein bleiben soll.
Ohne seinen linken Arm aber dafür in ständiger Belgeitung seines kleinen Bruders brechen sie eines Tages auf Richtung Meer, um ihren Vater zu suchen, der in den Geschichten der zunehmend abwesenden Mutter von dort herkommt. Doch das selbst gebaute Boot aus den Materialen, die das Meer an den Strand gespült hat, hält den Naturgewalten nicht stand. Nach einigen Tagen strandet der Ältere allein, abgemagert und einem Hund gleichend. Er lebt in Einsamkeit als Hund einer Familie vor sich hin, die in ihrer Anatomie Schweinen ähnelt. Bis zu dem Tag, an dem er beschließt auszureißen. Diese Entscheidung führt ihn wieder hinaus auf das Meer und nach einer langen Zeit schließlich wieder an den Ausgangspunkt seiner Reise zurück. Doch bis dorthin ist es ein langer, ereignisreicher Weg.

David Clerson beschreibt eine Welt, die der heutigen ähnelt und doch erschafft er in ihr Elemente, die fantastisch und irreal sind. Dennoch sind sie ein glaubwürdiger Teil der gefährlichen Suche des Protagonisten nach seiner Identität, die ihn in einer gefährlichen und grausamen Welt an der Rand seiner Menschlichkeit treibt. Voll von Erzählungen, Legenden und Märchen scheinen die Grenzen in dieser maritimen Umgebung zu verschwimmen: Menschen werden zu Tieren und Tiere werden zu Menschen. Frères ist ein Roman, der mit nur 152 Seiten ziemlich kurz daher kommt, der allerdings eine Geschichte erzählt, die einem nach der Lektüre noch lange im Gedächtnis bleibt. Somit hat David Clerson nicht nur den Grand Prix littéraire Archambault erhalten, sondern ist auch in der Vorauswahl für den Prix littéraire France-Québec dabei.

David Clerson: Frères
Roman
Héliotrope, 2013
152 Seiten
21,95 $