Frères von David Clerson
Ein Junge, geboren aus dem abgetrennten Arm eines Neugeborenen während eines Rituals, wird der Bruder desjenigen, der als Sohn einer älteren Frau und eines nichtsnützigen Streuners nicht allein bleiben soll.
Ohne seinen linken Arm aber dafür in ständiger Belgeitung seines kleinen Bruders brechen sie eines Tages auf Richtung Meer, um ihren Vater zu suchen, der in den Geschichten der zunehmend abwesenden Mutter von dort herkommt. Doch das selbst gebaute Boot aus den Materialen, die das Meer an den Strand gespült hat, hält den Naturgewalten nicht stand. Nach einigen Tagen strandet der Ältere allein, abgemagert und einem Hund gleichend. Er lebt in Einsamkeit als Hund einer Familie vor sich hin, die in ihrer Anatomie Schweinen ähnelt. Bis zu dem Tag, an dem er beschließt auszureißen. Diese Entscheidung führt ihn wieder hinaus auf das Meer und nach einer langen Zeit schließlich wieder an den Ausgangspunkt seiner Reise zurück. Doch bis dorthin ist es ein langer, ereignisreicher Weg.
David Clerson beschreibt eine Welt, die der heutigen ähnelt und doch erschafft er in ihr Elemente, die fantastisch und irreal sind. Dennoch sind sie ein glaubwürdiger Teil der gefährlichen Suche des Protagonisten nach seiner Identität, die ihn in einer gefährlichen und grausamen Welt an der Rand seiner Menschlichkeit treibt. Voll von Erzählungen, Legenden und Märchen scheinen die Grenzen in dieser maritimen Umgebung zu verschwimmen: Menschen werden zu Tieren und Tiere werden zu Menschen. Frères ist ein Roman, der mit nur 152 Seiten ziemlich kurz daher kommt, der allerdings eine Geschichte erzählt, die einem nach der Lektüre noch lange im Gedächtnis bleibt. Somit hat David Clerson nicht nur den Grand Prix littéraire Archambault erhalten, sondern ist auch in der Vorauswahl für den Prix littéraire France-Québec dabei.
David Clerson: Frères
Roman
Héliotrope, 2013
152 Seiten
21,95 $