Le poids de la neige von Christian Guay-Poliquin

16. Februar 2018 | quélesen

Wenn der Winter Massen an Schnee mit sich bringt, während es keinen Strom gibt und ein namenloser Mechaniker nach einem schweren Unfall auf die Hilfe eines fremden und betagten Mannes angewiesen ist, dann befindet man sich im Roman Le poids de la neige von Christian Guay-Poliquin. Der Mechaniker war nach jahrelanger Abwesenheit bei der Ankunft in seinem Heimatort verunglückt. Von den Dorfbewohnern wurde er aus dem Autowrack geborgen und erstversorgt. Als man ihn als Sohn eines Anwohners erkannt hatte, der kurz zuvor verstorben war, holte man die nächsten Verwandten an sein Krankenbett. Seine Tanten und Onkel waren gerade dabei, zu einer Jagdhütte aufzubrechen und weder seine überraschende Ankunft noch sein miserabler Zustand konnten sie davon abhalten.

Die Dorfbewohner versorgten ihn medizinisch und brachten ihn dann zu Matthias. Als Ortsfremder war er dort gestrandet, als der Strom ausfiel und so hat er sich in dem Wintergarten eines verlassenen Hauses außerhalb des Ortes für die Dauer des Winters eingerichtet. Sobald der Winter vorbei ist, möchte er in die Stadt zu seiner Frau zurückkehren. Doch bis das möglich ist, hat man ihm die Verantwortung für den wortkargen und leidenden jungen Mann übergeben. Während draußen der Schnee Schicht um Schicht anhäuft und die Kälte klirrt, gestaltet sich der Alltag durch Feuer machen, Essen kochen, Wunden versorgen und Selbstgespräche des Alten, der vergeblich versucht, dem Verletzten ein Wort zu entlocken. Die Interaktion bleibt überwiegend aus, der Verletzte und der Alte machen ihre Lage jeder für sich selbst aus. Selten bekommen sie kurze Besuche der Dorfbewohner, die Medikamente, Feuerholz oder Nahrung bringen oder die neuesten Informationen über Leute, die erkrankt sind und Leute, die den Ort verlassen haben. Keiner weiß, ob die Situation überall gleich ist oder ob in der Stadt vielleicht schon wieder Normalität eingekehrt ist.

Christian Guay-Poliquin schreibt in düsterem und hypnotisierendem Stil aus der Sicht des Namenlosen. Er ist anfangs unter Einfluss von Schmerzmitteln in einem Dämmerzustand, später beobachtet er aufmerksam, was draußen geschieht. So steht die Betrachtung im Mittelpunkt, weniger die Beurteilung, Erklärung oder Aktion. Die Stimmung innerhalb der geschlossenen Gesellschaft ist angespannt.

Christian Guay-Poliquin: Le poids de la neige
Roman
La Peuplade, 2016
312 Seiten
25,95 $
Im Jahr nach seiner Veröffentlichung wurde Le poids de la neige mit dem Prix du Gouverneur général, dem Prix littéraire des collégiens, dem Prix des lycéens AIEQ, dem Prix Ringuet der Académie des lettres du Québec, dem Prix Relève Montégrégie und dem Prix France-Québec ausgezeichnet. Zudem schaffte er es unter die Finalisten für den Prix des libraires du Québec.
2018 erhielt der Roman weitere Nominierungen und erschien beim Verlag Observatoire in Frankreich.

Ein Zitat:
« TRENTE-HUIT
La neige règne sans partage. Elle domine le paysage, elle écrase les montagnes. Les arbres s’inclinent, ploient vers le sol, courbent l’échine. Il n’y a que les grandes épinettes qui refusent de plier. Elles encaissent, droites et noires. Elles marquent la fin du village, le début de la forêt.
Près de ma fenêtre, des oiseaux vont et viennent, se querellent et picorent. De temps à autre, l’un d’eux observe la tranquilité de la maison d’un œil inquiet.
Sur le cadre extérieur, une fine branche écorchée a été fixée à l’horinzontale, en guise de baromètre. Si elle pointe vers le haut, le temps sera clair et sec ; si elle pointe vers le bas, il va neiger. Pour l’instant le temps est incertain, la branche est en plein milieu de sa trajectoire.
Il doit être tard. Le ciel gris est opaque et sans aucune nuance. Le soleil pourrait être n’importe où. Quelques flocons virevoltent dans l’air en s’accrochant à chaque seconde. À une certaine de pas de la maison, dans l’éclaircie, Matthias enfonce une longue perche dans la neige. On dirait le mât d’un bateau. Mais sans voile ni drapeau.
Des gouttes d’eau perlent sur la corniche et rejoignent la pointe des glaçons. Quand le soleil sort, ils brillent comme des lames acérées. De temps à autre, l’un d’eux se décroche, tombe et s’enfonce dans la neige. Un coup de poignard dans l’immensité. Mais la neige est invincible. Bientôt, elle atteindra le bas de ma fenêtre. Puis le haut. Et je ne verrai plus rien.
C’est l’hiver. Les journées sont brèves et glaciales. La neige montre les dents. Les grands espaces se recroquevillent. » – Christian Guay-Poliquin: Le poids de la neige, La Peuplade, 2016, S. 11-12