Azami von Aki Shimazaki

16. März 2015 | quélesen

Mitsuo Kawano ist ein verheirateter Familienvater, der in Tokyo lebt und bei einer Zeitschrift als Redakteur arbeitet. Nach dem zweiten Kind haben er und seine Frau sich nicht mehr körperlich angenähert. Sie sind ein Ehepaar, das man als sexless bezeichnet. Dafür ist Atsuko die Frau, die er sich als Ehefrau vorgestellt hat. Sie ist eine wunderbare Mutter, sie unterhalten sich gut, sie kümmert sich um den Haushalt und macht ihm keine Vorwürfe, wenn er wegen seiner Arbeit erst spät am Abend nach Hause kommt. Am Wochenende und in den Ferien ist sie mit den beiden Kindern auf dem Land in dem Haus ihrer Eltern, das sie geerbt hat. Bald beginnt sie mit der Realisierung ihres Projekts, dort biologisches Gemüse anzubauen. Mitsuo folgt ihnen manchmal aufs Land. Er ist aber eher ein Stadtmensch, der durch die Straßen, Cafés und Bars von Tokyo schlendert.

Eines Tages spricht ihn ein ehemaliger Schulkamerad an. Obwohl Mitsuo ihn nicht wirklich leiden kann und auf eine Freundschaft keinen Wert legt, begleitet er ihn in eine angesagte Bar. An diesem Abend hält der Zufall weiter Einzug in sein Leben, denn er erkennt in einer der Frauen in der Bar seine erste große Liebe wieder, der er in seinem Tagebuch den Namen der Pflanze Azami gegeben hat. Er versucht auf unterschiedliche Art seine Azami wiederzutreffen. Dabei gerät seine Gefühlswelt ins Taumeln und droht seinem bisherigen Leben ein Ende zu setzen.

Azami ist die sachlich erzählte Geschichte eines Mannes, der sich einer Affäre hingibt und dennoch nicht plant, seine Frau zu verlassen. Doch beides kann nicht parallel laufen und Mitsuo muss sich zwischen der Beziehung zu seiner Jugendliebe, die ihn körperlich reizt und seiner Familie, an der er eigentlich nichts zu meckern hat, entscheiden.

Die Autorin des Romans, Aki Shimazaki, lebt in Kanada. Sie hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. In ihren oft kurzen Romanen ist ihre Heimat Japan präsent. Drei davon sind bereits in deutscher Übersetzung beim Verlag Antje Kunstmann erschienen: Tsubaki (2003), Tsubame (2004) und Wasurenagusa (2005).

Aki Shimazaki: Azami
Roman
Leméac, 2014
136 Seiten
17,95 $
Azami erschien 2014 als Koedition beim französischen Verlag Actes Sud.

Ein Zitat:
« L’azami. Je trouve cette fleur unique, avec sa forme particulière et sa couleur violette. On n’en offre pas en cadeau à cause des épines pointues sur ses feuilles. Une fleur d’un abord difficile.
Je ne suis pas un coureur. Avant mon mariage, j’ai fréquenté plusieurs filles l’une après l’autre, mais je ne trompais personne. Et, lorsque j’ai décidé d’épouser Atsuko, je croyais naturellement lui rester fidèle. Bien que nous soyons devenus un couple sexless, je n’en cherche pas une autre.
Pourtant, je n’ai pas le cœur en paix depuis la réapparition de Mitsuko. Son image sensuelle revient constamment dans ma tête. J’attendrai son appel avec impatience. Mais, d’un autre côté, je sens qu’il vaudrait probablement mieux qu’elle ne le fasse pas. » – Aki Shimazaki: Azami, Leméac, 2014, S. 55