La vie littéraire von Mathieu Arsenault

21. August 2014 | quélesen

In La vie littéraire lässt Mathieu Arsenault seine Erzählerin den Literaturbetrieb genauer unter die Lupe nehmen. Dabei ist ihre Perspektive durch eine enge Auseinandersetzung mit dem Literaturstudium, dem Verfassen von Literatur als auch ihrer Wahrnehmung in der heutigen Zeit geprägt. Mit Anfang 20 hat sie ihr Studium beendet. Den Tag verbringt sie damit, nach einem relevanten Thema für einen Roman zu suchen. Auf ihrer Suche nach bedeutenden Inhalten und Geschichten sind die Ablenkungen durch Spiele, soziale Netzwerke und Videokanäle groß. Daneben verunsichern sie Reflexionen über aktuelle Gegebenheiten und die Ansprüche, die die Leserschaft an literarische Werke hat.

Das Leben der Erzählerin, das durch und durch von Literatur geprägt ist, umfasst verschiedene Momente: sie sitzt in einem Café, einer Bibliothek oder der U-Bahn und sinnt über das gegenwärtige Leben und die Bedeutung von Kultur nach. Die Themen für Romane werden in den sozialen Medien wie Samen auf ein Feld gestreut. Aber es fehlt die Zeit dafür, sie wahrzunehmen, genauso wie die Zeit dafür fehlt, zu lesen. Und dann stellt sich da noch die Frage nach der Darstellungsform.

In welcher Epoche leben wir gerade und wie fühlt sich das an? Auch diese Frage stellt sich in La vie littéraire. Die Sicht der jungen Schriftstellerin, die sich mit ihrem Schreiben einen Platz im Québecer Buchmarkt erobern wollte, wird zu einer kritischen, satirischen Beobachtung des Markts. Die Menschen von heute sind einem ständigen Wandel unterworfen, der die Zusammensetzung eines Markts wie der der Literatur verändert. Die Belletristik verschwindet zunehmend aus dem öffentlich sichtbaren Bereich und weicht einer Überzahl von Kochbüchern, Berichten über die außergewöhnlichsten Tiere und anderen Dingen, die sich wirtschaftlich mehr rentieren als Romane, die keiner mehr liest, weil die Zeit dafür abhanden gekommen ist.

Die Schreibweise, in der La vie littéraire verfasst ist, ist Symptom der heutigen Zeit. Immer schneller rauscht sie an den Menschen vorbei. Ohne Punkt und Komma vermischen sich Sätze, Gedanken und Themen, die der Einzelne nicht mehr auseinanderzuhalten vermag. Gleichzeitig verlangt diese Schreibweise eine Entschleunigung, denn nur in einer langsamen, konzentrierten, aufmerksamen Lektüre offenbart sich der Leserschaft die Kompaktheit von Mathieu Arsenaults neuestem Werk, das gerade mal auf 112 Seiten kommt.

Mathieu Arsenault: La vie littéraire
Roman
Le Quartanier, 2014
112 Seiten
17,95 $
Ein Zitat:
« La grande collisionneuse de hadrons. Il y avait eu un temps longtemps avant où les semaines duraient des mois et où on pouvait lire des œuvres complètes de tout ce qu’on voulait où je voulais tellement être la reine de la création littéraire des dédicaces aux salons du livre parler de mon roman à radio-canada attendre les critiques dans les journaux demeurer discrète mais flamboyante à mon lancement au lion d’or avec des médias quelconques critiques quelconques amis quelconques dans un temps quelconque qui n’existe qu’en amertume on ne vend plus de livres on n’a plus le temps de les lire on ne sait plus quoi se raconter je tape ma vie dans une coquille de noix les visages s’estompent parce que l’expansion de l’univers amplifie le vide entre les gens et les heures deviennent des jours passés à lire des articles sur wikipédia comme si on cherchait l’image de quelque chose qu’on avait perdu ou qu’on n’avait jamais eu genre une particule spéciale un boson de jauge un champ scalaire qui permettrait de ralentir ce flot d’images qui me traversent à la vitesse de la lumière se rentrent dedans et ne laissent que les particules élémentaires de la culture et de moi-même et de retranscrire les miettes de ce qui restait de moi à quelques milliardièmes de seconde de mon identité de filles dans la vingtaine dense et chaude qui voulait denvenir écrivaine québécoise avant que l’univers n’entre en expansion et ne nous laisse seuls avec nous-mêmes au milieu des librairies qui ferment des journaux en faillite et de tous ces fantômes qui n’ont plus le temps de lire ou de rien faire sinon d’attendre que se refroidisse définitivement l’unviers littéraire. » – Mathieu Arsenault: La vie littéraire, Le Quartanier, 2014, S. 9-10